Im Angesicht des Todes

Das Grab des Gesichtes / Im Angesicht des Todes

Beinahe 10 Jahre ist es nun her als meine liebe Oma starb. Ich erinnere mich noch sehr genau an den Tag ihrer Beerdigung, besonders an einen Moment als ihre drei Söhne im schillernden Sonnenlicht auf dem Friedhof direkt vor mir standen. Erst der Tod meiner Oma hatte es geschafft diese drei Brüder für einen Augenblick in ihrem Leben wieder zusammen zu führen … und nun standen sie vor mir und murmelten irgendetwas vor sich hin. Ich blickte tief in ihre Gesichter und mir fiel zum ersten Mal auf, dass sie alle völlig unterschiedliche Hautfarben hatten. Mein Vater hatte die Farbe gelb gewählt, mein einer Onkel hatte sich für rot entschieden und mein anderer Onkel schillerte irgendwo zwischen weiß und grau hin und her.
Plötzlich stieg in mir ein unbehaglicher Gedanke hoch … Wer von den dreien wird wohl als nächstes sterben? Das einer von ihnen schon ein paar Wochen später gehen würde, war mir in diesem Moment noch nicht bewusst.

Im Angesicht des Todes

Der Tod. Ein scheinbar Fremder, der irgendwo in der Zukunft auf uns lauert. Ein Gespenst aus dem Nirgendwo, das unsere Lebenszeit auffrisst und aus dem Nichts heraus unseren Alterungsprozess zu dirigieren scheint.

Bei dem Thema Tod überkommt vielen von uns ein mulmiges Gefühl und wir ziehen es vor, uns alltäglichen Themen zuzuwenden. Es ist wesentlich angenehmer für uns in der Bunten oder Gala die Dramen von Hochglanz-Prominenten anzusehen, als sich unserer größten Lernaufgabe zu stellen – dem Sterben. Es gibt so viele Dinge in unserem Leben zu erledigen, dass der Tod dabei zu einer Randerscheinung verkommt. Und zeigt er sich unerwartet in unserem Umfeld, sind wir häufig wie gelähmt. Wir versuchen unsere Gefühle so weit es geht zu kontrollieren und sobald alle Formalitäten erledigt sind, wenden wir uns schnell wieder dem gewohnten Treiben zu.

Der lächelnde Chinese

Beim Gesichtslesen ist der Tod ein zentrales Thema, denn er steht uns im wahrsten Sinne ins Gesicht geschrieben. Und tatsächlich kann uns das Gesichtslesen dabei helfen, einen völlig anderen Zugang zu dem Thema zu erhalten.

Dieses Thema, welches uns immer in die Schockstarre versetzt, ist für den chinesischen Gesichtsleser etwas ganz natürliches. Lächelnd schaut er dich an und sagt ganz freundlich: „… und dann stirbst du.“
Es gibt Merkmale im Gesicht wie Schattierungen und Einsenkungen um die Augen, Nase und Wangen die aufzeigen, dass deine letzten Stunden gekommen sind. Und es gibt Merkmale im Gesicht, die dir auch ein Zukunftsszenario aufzeigen. Beliebt ist dieses Beispiel: „Wenn du 30 Jahre alt bist und dir steht ein einzelnes Augenbrauenhaar fest nach oben in die Stirn, dann wirst du keine 40. Wenn du 40 Jahre alt bist und dieses Haar verteidigt hartnäckig seine Position, dann wirst du keine 50. Und wenn du 50 Jahre alt bist und dieses Haar zeigt sich, dann wirst du sehr alt werden.“
Der Chinese lächelt immer noch und uns ist der Unterkiefer aus dem Gesicht gefallen. Schnell werfen wir wieder einen Blick in die Gala und informieren uns, was es für Neuigkeiten in der britischen Königsfamilie gibt. Doch tatsächlich hat uns dieses Beispiel eine hoffnungsvolle Möglichkeit aufgezeigt … wir brauchen dieses Haar ja nur abzuschneiden.
Siehst du … so einfach geht das … Schuhe geputzt, Steuererklärung abgegeben, Tod überlistet … ach – herrlich dieses Leben!

Viele munkeln jetzt, dass es sich bei einer Prognose des eigenen Abgangs um eine Programmierung handelt – eine selbsterfüllende Prophezeiung. Und ja, auch wenn wir das Gesichtslesen bei dem Chinesen schräg lächelnd verlassen, schlummert tief in unserem Unterbewusstsein diese eine irgendwie doch unangenehme Information. Und wollen wir das überhaupt wissen? Eigentlich eher nicht, oder!? Wozu also diese ganze Nummer?

Altersposition 71

Die Chinesische Sprache ist sehr bildhaft. So gibt es Berge, Täler und Flüsse in unserem Gesicht. Auch zeigen sich akademische Hallen, Häuser und Paläste, sowie Gräber. Das Grab des Gesichts befindet sich auf der Altersposition 71 direkt unten am Kinn, dort wo viele Menschen eine Kerbe oder ein Grübchen haben. Jede Altersposition hat eine besondere Bedeutung, da sie die Qualität und die Themen der jeweiligen Zeit aufzeigen. In die Zeit des Grabes kommen wir, wenn wir 70 Jahre alt werden, also uns in das 71 Lebensjahr bewegen. Falten in diesem Bereich können Herausforderungen in dieser Zeit aufzeigen und eine Narbe zeigt auch gesundheitliche Probleme für die danach kommenden Jahre an.
Tatsächlich befinden wir uns hier an einer magischen Position – der Vorletzten in der zentralen Achse des Gesichtes, durch die auch die beiden Meridiane Ren Mai und Du Mai fließen.
Unser Kinn steht für Standhaftigkeit, Ausdauer und Willenskraft. Befinden wir uns gerade in dem Alter sind diese Qualitäten nicht ganz unwichtig. In der Face Reading Ausbildung von Modul 3 bis 5 ergründen wir diese Position in der Tiefe. Offenbart uns das Grab doch etwas ganz anderes, als wir erwartet hatten. Beim Öffnen des Grabes entdecken wir einen unerwarteten Schatz – unsere Unsterblichkeit.
In dem Schatten des Grabes begegnet uns zunächst die nackte Angst und unser daraus resultierendes unbewusstes Verhaltensmuster ist der Überlebensdrang. Auf diesem baut sich unbemerkt unsere ganze Existenz auf und fühlen wir uns einmal in die Ecke gedrängt, verteidigen wir diese vehement und kämpfen mit allen Mitteln an allen Fronten. Unsere gesamten gesellschaftlichen Strukturen sind genau darauf aufgebaut, ansonsten bräuchten wir keine Versicherungen.

Die Alchemie des ewigen Lebens

Wer sich einmal etwas genauer mit dem Yin und Yang Symbol beschäftigt hat, der hat ein Verständnis über sein Leben in der Dualität entwickelt und ist sich auch seiner Möglichkeiten bewusst. In jedem Schatten sitzt der Same des Lichts und sobald wir unseren Schatten gänzlich umarmen, offenbart sich das Licht in seiner vollen Macht. Das Grab ist somit eine Schatztruhe voller Potentiale, die wenn wir es richtig verstehen, Ungeahntes zum Vorschein bringt.

Das Grab erst macht uns zum wahren Menschen. Es beendet alle menschlichen Konflikte, denn es verbindet uns in einer tiefen Liebe mit unserer Familie, unseren Ahnen und allen anderen Menschen. Unser Kinn ist das Fundament unseres Gesichtes und unseres Lebens. Werden wir ihm alle Ehre erteilen, dann ist es genau diese Ehre, die uns die Tür zum ewigen Leben öffnet.

Deine Seele ist unsterblich, du brauchst nur den Kopf ein wenig zu heben und die große Ehre erkennen, die dir das Leben erteilt – das Leben selbst. Mit Hilfe deines unsichtbaren Lehrmeisters – dem Tod.
Begegne ihm in Ehre und du wirst ewig leben.

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